"Willst Du große Wunder sehen,
mußt du zu den Bienen gehen."

Die Biene

Die Biene ist scheinbar nur ein Insekt und wird in Ihrer Bedeutung weit unterschätzt. Die Biene als landwirtschaftliches Nutztier rangiert in der Bedeutung für uns Menschen immerhin nach Rind und Schwein an dritter Stelle. Und das nicht etwa wegen ihrer Honigproduktion, sondern wegen ihrer Eigenschaft als Bestäuberinsekt.
Neben dieser so wichtigen Bestäubungsaktivität stellt die Biene uns Menschen als auch so manchen Tier das süße Podukt Honig bereit.
Weitreichende Bedeutung hat auch das von den Bienen produzierte Bienenwachs. Außerdem erhalten wir von den Bienen Blütenpollen, Propolis und Gelée Royale.


Die Biene als Bestäuberinsekt

Die herausragende Leistung der Bienen ist die Bestäubung (Befruchtung) von Pflanzen. Damit erbringt die Biene einen hohen volkswirtschaftlichen Nutzen von mehreren Milliarden Euro pro Jahr.
"Das Honigsammeln ist Gewinn
Jedoch das wichtigste vom Ganzen,
das ist der Biene Hauptverdienst:
Befruchtung der Ernährungspflanzen."
(aus: "Die lustige Bienenfibel")
Die Honigbiene ist mit ihrem dichten Haarkleid und ihren Pollenhöschen an den Hinterbeinen
optimal für die Mitführung und Übertragung von Pollen geeignet.
Im Bienenvolk sind bereits im Frühling eine hohe Zahl Individuen vorhanden, so daß auch solche Massenblüher wie Obstgehölze oder Raps hervorragend bestäubt werden können.
Bienen bilden Völker und sie haben eine gut organisierte Arbeitsteilung
Zum Volk (dem sogenannten "Bien") gehören die Arbeiterin, die Drohne und die Königin.
Welche überragende Intelligenz steuert den Bienenstaat? Wir Menschen wissen es nicht. Aber das Grundprinzip können wir erkennen:
"Ordnung bewirkt Harmonie!"
Eine einzelne Biene für sich ist nicht überlebensfähig. Daraus resultiert sicher auch das Sprichwort:" Mit einer Biene ist kein Staat zu machen."
Vom Ei über die Made zur Biene

Das Leben einer Biene beginnt als Ei, aus welchem eine Made schlüpft - die sogenannte "Rundmade", weil sie eine zusammengerollte Stellung einnimmt.
Drei Tage wird die Rundmade mit Futtersaft aus den Drüsen der Pflegebienen (Ammenbienen) versorgt.
Vom vierten bis achten Tag erhält die Made ein Kraftfuttergemisch aus Blütenpollen und Honig.
Am neunten Tag streckt sich die Made zur sogenannten Streckmade und die Ammenbienen verdecken die Zelle, in welcher die Streckmade liegt.
Zwischen dem zehnten und zwölften Tag entwickelt sich im Dunkel der Zelle die Made zur Nymphe und verpuppt sich am 13. Tag.

Die Arbeitsbiene
Am 21. Tag schlüpft sie dann als fertige Biene aus der Zelle ins Dunkel des Bienenstocks. Es ist eine Arbeiterinnen-Biene entstanden, die sogleich ihre eben verlassene Zelle vom verbliebenen Schmutz beräumt.
Tag 1 und Tag 2 bleibt es eine Putzbiene. Nebenbei wärmt sie auch noch die Brut. Am 3. Tag wird sie zur Pflegebiene. Danach reifen die Futtersaftdrüsen und es wird eine Ammenbiene, die die 1-3 Tage alten Maden und die Königin bis zum eigenen zwölften Arbeitstag füttert. Die Futtersaftdrüsen produzieren das Gelée Royale. Aufgabe der Ammenbienen ist es außerdem, den gesammelten Nektar der Trachtbienen anzunehmen, einzudicken und mit Drüsenfermenten anzureichern.
Nach dem Dienst als Ammenbiene ist sie zunächst für etwa 3 Tage dazu eingeteilt, den Blütenpollen zu stampfen und den Bienenstock zu putzen.
Danach folgen etwa 6 Tage Dienst beim Wabenbau.
Danach fungiert die Biene als "Polizeibiene" am Flugloch und darf in dieser Zeit ihre ersten Flüge unternehmen. Ab dem 21. Tag verläßt sie dann als Tracht- oder Sammelbiene den Stock.
Sie bestäubt Blüten, sammelt Nektar, Honigtau, Pollen und Harz und gelegentlich holt sie auch Wasser.
Ihre letzte Aufgabe besteht darin, als "Wehrbiene" den Stock gegen Eindringlinge zu verteidigen.
Die Biene hat in ihrem kurzen Leben also eine Vielzahl von Berufen:
Babysitter, Amme, Diätschwester, Wachsfabrikant und Baumeister, Putzfrau und Portier, Sammler und Wasserträger, Aufklärer und Transportflieger sowie Nachrichtenübermittler.

Blick in eine frisch gesetzte Zarge (Zarge ist Teil einer Beute)

 

Der Drohn - die männliche Biene

Das Ei,aus dem nach der Made und Puppe ein Drohn wird, ist unbefruchtet. Nur jenem Ei, aus dem eine Arbeitsbiene werden soll, gibt die Königin beim Legen auch Samen bei.
Drohnen, das sind die Männchen, deren einzige Aufgabe darin besteht, anlässlich des Hochzeitsfluges die Königin mit Samen zu versorgen.
Ein Volk hat einige hundert Männchen (Drohnen). Wie die Königin, sind auch Drohnen unfähig sich selbst zu ernähren. Es bleibt die Aufgabe der Arbeiterinnen.
Im Spätsommer/Herbst eines jeden Jahres stellen die Arbeiterinnen das Füttern der Drohnen ein. Die Drohnen sind jetzt unnütz für das Volk, werden aus dem Bienenstock verdrängt und sterben ab.

 

Die Königin (Weisel)

Ob Arbeiterin, Drohn oder Königin das Volk baut extra Zellen mit denen schon bestimmt wird, ob ein befruchtetes oder unbefruchtetes Ei abgelegt werden soll. Außerdem ist die "Weiselzelle", wie man das Gemach der Königin nennt, der Größe ihrer Bewohnerin angepaßt.
Eine heranwachsende Königin wohnt nicht nur anders, sie wird auch anders ernährt. Die Königin wird vom ersten Tag ihres Daseins als Made bis zu ihrem Tod ausschließlich mit Gelée Royale ernährt.
Die Königin ist das einzige fortpflanzungsfähige Weibchen des ganzen Volkes - sie wird 3-5 Jahre alt und ist von einer sagenhaften Fruchtarkeit.
Den Samen, den die Bienenkönigin zur Befruchtung der Arbeiterinnen-Eier benötigt, bekommt sie beim Hochzeitsflug von den Drohnen. Diesen Samen speichert sie Zeit ihres Lebens in Ihrer Samenblase.
Einzige Aufgabe der Königin ist es, Eier zu legen.
Die Königin sondert durch Drüsen außerdem einen Wirkstoff ab, der bewirkt, daß verkümmerte Weibchen (- also Arbeiterinnen) geschlechtlos bleiben und nicht doch noch Eierstöcke entwickeln. Dieser Wirkstoff signalisiert den Individuen des Volkes aber auch, daß die Königin anwesend ist. Die Königin hält damit das Volk zusammen.
Volkvermehrung
Ist das Volk nach dem Winter entsprechend angewachsen, so sorgt es selbst für eine neue Königin - oder auch für mehrere.
Mehrere Königinnen in einem Volk sind natürlich undenkbar - und deshalb teilt sich das Volk nach dem Winter - insbesondere im Frühjahr - es schwärmt. Das heißt: Die "Köinginmutter" zieht mit einem Teil ihres Volkes aus dem Stock aus. Deshalb haben die Imker im Frühjahr öfter damit zu tun, solche schwärmenden Bienenvölker zu bergen bevor diese sich ein neues Zuhause gesucht haben.

Ein soeben eingefangener Schwarm wird in eine Leerzarge abgesetzt.

 

Im verbliebenen Teil des Volkes sind die zur Nachfolge herangezüchteten Jungköniginnen zur gleichen Zeit schlupfreif. Die am weitesten entwickelte Jungkönigin schlüpft zuerst und tötet sofort ihre Schwestern. So wird zunächst sichergestellt, daß das verbliebene Volk wieder nur eine Königin hat. Sie unternimmt ausschließlich bei schönem Wetter den Hochzeitsflug, läßt sich von einer größeren Zahl Drohnen begatten und kehrt in den Bienenstock zurück. Die Drohnen sterben nach der Paarung. Die Jungkönigin jedoch begründet mit dem verbliebenen Rest des Muttervolkes ein neues eigenes Volk.
Ist der verbliebene Rest des Muttervolkes jedoch so groß, daß es zu mehr als einem Schwarm bestimmt ist, dann beschützen die Arbeiterinnen weitere Jungköniginnen vor ihrer erstgeborenen Schwester. Ist diese dann auch mit einem Teil des Muttervolkes ausgezogen, so gestatten die Arbeiterinnen den verbliebenen Jungköniginnen das Schlüpfen und den Kampf um die Königinnenwürde. Ein gesundes Volk vermehrt sich im Jahr durchaus auf drei bis vier Völker.

Nachrichtentänzerin

Die Sammeltätigkeit für Nektar und Pollen ist die Aufgabe der Arbeiterinnen ab ihrem 21. Lebenstag.
Instruktionen erhalten Sie von anderen Bienen, die ihnen in Form der Bienensprache Art, Richtung und Entfernung für die lohnenden Trachtgebiete angeben.
Der "Rundtanz" ist die einfachste Vokabel der Bienensprache und beschreibt die Nahrungsquelle in ca. 60 m Umkreis des Bienenstockes. Ein von der tänzelnden Biene hervorgewürgter Honigtropfen gibt zugleich Bescheid über Art und Qualität der Trachtquelle.
Der "Sicheltanz" kommt dann zum Einsatz, wenn die Entfernung zur Sammelstelle mehr als 60 m aber kleiner als 100 m ist. Der offene Teil der Sichel (Mondsichel) gibt die Richtung zur zur Beutestelle an, so daß die Bienen genau wissen, in welche Richtung sie abfliegen müssen.
Für noch größere Entfernungen benötigen die Sammlerinnen zwei präzise Informationen: die genaue Himmelsrichtung und die Entfernung.
Deshalb benutzt die Nachrichtenbiene den "Schwänzeltanz".
Bezugspunkt für die Richtungsangabe ist die Sonne und dazu die Schwerkraft der Erde, für die Bienen ebenfalls ein sehr feines Gespür haben.
So bedeutet
- "Schwänzeln" nach oben vom Stock in gerader Richtung zur Sonne
- "Schwänzeln" nach unten auf geradem Weg von der Sonne wegfliegen.
Blüten mit ihrem Nektar und Bäume mit ihrem Honigtau wachsen allerdings nicht nur auf der Geraden zwischen Bienenstock und Sonne. Deshalb tanzt die Nachrichtenbiene auch noch den Winkel für die Abweichung von dieser Geraden mit dazu. Eine Schwänzelgerade von 10 Grad nach links besagt der Sammelbiene - fliege aus dem Stock, peile die Sonne an und nimm dann Kurs 10 Grad nach links der Sonne.
Auch das die Sonne nicht stehen bleibt, sondern z.B. in einer Stunde einen Weg von 15 Grad zurücklegt berücksichtigt die Nachrichtenbiene. Sie hält ihre Informationen ständig auf dem aktuellsten Stand. Sie signalisiert mit fortschreitender Sonne einen anderen Winkel für die später abfliegenden Sammlerinnen, so daß auch diese den Sammelplatz nicht verfehlen.


Ist das nicht alles wunderbar ?!


Quelle: Die Bienenhausapotheke von Manfred Neuhold, Leopold Stocker Verlag,
Graz-Stuttgart